Leben mit Herzschrittmacher
Was Patienten wissen sollten
Rund 110.000 Herzschrittmacher werden jedes Jahr allein in Deutschland eingesetzt. Für die Patienten bedeuten die kleinen Geräte, die nicht einmal so groß sind wie eine Streichholzschachtel, mehr Lebensqualität. Doch bei vielen Betroffenen ist die Unsicherheit groß. Was muss im Alltag beachtet werden, wenn man einen Herzschrittmacher trägt? Das Herzteam Dortmund gibt Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Darf ich mit Herzschrittmacher Sport treiben?
Sportliche Betätigung ist auch mit Herzschrittmacher möglich. Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Nordic Walking können dabei den gesundheitlichen Zustand sogar verbessern. Allerdings sollten sich Patienten unbedingt mit dem behandelnden Arzt darüber austauschen, welche Sportarten in welchem Umfang für sie geeignet sind. Dies hängt nicht in erster Linie von dem Implantat selbst ab, sondern von der vorliegenden Herzerkrankung bzw. Herzrhythmusstörung. Grundsätzlich verzichtet werden sollte auf Sportarten, bei denen das Implantat beschädigt werden kann. Dazu zählen Kampfsportarten wie Boxen, Judo oder Karate, aber auch Turmspringen, da es in diesen Fällen zu Schlägen oder Stößen im Brustbereich kommen kann. Beim Sporttauchen sollten Tiefen von mehr als zehn Metern aufgrund des steigenden Umgebungsdrucks vermieden werden. Bei sportlich aktiven Patienten mit einseitiger Belastung (z. B. Tennis, Squash, Sportschützen) kann die Implantation des Aggregats auf der weniger beanspruchten Körperseite erfolgen.
Darf ich mit Herzschrittmacher Auto fahren?
Sofern sie sich wieder fit fühlen, können sich Menschen mit implantiertem Herzschrittmacher nach dem Heilungsprozess wieder hinter das Steuer setzen. Vorher sollten allerdings der allgemeine Gesundheitszustand und die Fahrtüchtigkeit mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Selbstverständlich gilt auch mit Herzschrittmacher die allgemeine Gurtpflicht. Denn die Gefahr einer Schädigung des Implantats in einer Unfallsituation steht in keinem Verhältnis zu möglichen Unfallfolgen bei Gurtverzicht. Falls der Gurt unangenehm auf das Implantat drückt, kann die Stelle mit einem Tuch gepolstert werden.
Was muss ich bei Urlaubsreisen beachten
Vorsicht am Flughafen: Herzschrittmacher können an Metalldetektoren einen Alarm auslösen. Aus diesem Grund müssen sich Patienten bei der Sicherheitskontrolle anmelden und ihren Schrittmacherausweis vorlegen. Das Implantat selbst wird bei einem zügigen Gang durch den Detektorbogen nicht beeinflusst. Hand-Metalldetektoren dürfen nicht direkt über das Implantat gehalten werden. Alternativ ist eine manuelle Kontrolle per Hand möglich. Vor Reisebeginn sollte in jedem Fall geklärt werden, ob am Urlaubsort in Notfällen eine medizinische Versorgung gewährleistet ist.
Stellen Elektrogeräte eine Gefahr dar?
Moderne Herzschrittmacher sind sicher und wenig störanfällig. Elektrogeräte in Küche, Haushalt und Büro beeinflussen, sofern sie einwandfrei funktionieren und handelsüblich gebraucht werden, Herzschrittmacher nicht. Bei Neuanschaffungen empfiehlt es sich dennoch, die Gebrauchsanweisung auf mögliche Sicherheits- und Warnhinweise hin zu überprüfen. Diebstahlsicherungsanlagen im Eingangsbereich von Geschäften stören die Funktion des Schrittmachers nicht. Dennoch sollten sich Patienten nicht länger als nötig in der unmittelbaren Nähe solcher Anlagen aufhalten.
Kann ich Mobiltelefone problemlos nutzen?
Beeinträchtigungen durch Mobiltelefone stellen bei modernen Herzschrittmachern keine Probleme dar. Während des Telefonierens ist dennoch ein Mindestabstand von 20 Zentimetern zwischen Implantat und Mobiltelefon zu empfehlen. Dies lässt sich leicht umsetzen, wenn das Telefon einfach an das der Schrittmacherseite abgewandte Ohr gehalten wird. Eingeschaltete Handys sollten nicht in der
Brusttasche direkt über dem implantierten Therapiesystem getragen werden. Normale und schnurlose Telefone können ohne Bedenken verwendet werden.
Wie muss ich mich bei medizinischen Untersuchungen verhalten?
Patienten mit Implantat sollten bei jedem Arztbesuch ihren Herzschrittmacherausweis vorlegen und sich mit dem Arzt besprechen, der die medizinische Maßnahme durchführen will. Kernspintomographische Untersuchungen (MRT) haben in den vergangenen Jahren als diagnostisches Hilfsmittel an Bedeutung gewonnen und werden immer häufiger angewandt. Dies ist allerdings nur mit speziellen Implantaten möglich. Am St.-Johannes-Hospital werden seit Anfang 2016 nur noch MRT-fähige Herzschrittmacher eingesetzt. Unbedenklich sind Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen, Computertomographien sowie Elektrokardiogramme.