Dauerhafter Stress treibt den Blutdruck nach oben
Entspannung im Alltag will trainiert sein
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. 30 bis 40 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden unter der so genannten Hypertonie, die gefährliche Folgen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Herzgefäßerkrankungen haben kann. Anhaltender Stress in unserem hektischen Alltag spielt bei der Entstehung von Bluthochdruck eine entscheidende Rolle, so die Experten des Herzteams Dortmund. Die beste Hilfe dagegen: Entspannung wieder lernen.
Bereits vor mehr als 350 Jahren schrieb der englische Arzt William Harvey, der als Entdecker des Blutkreislaufs gilt: „Jede Gemütserregung, die entweder von Schmerz oder Lust, Hoffnung oder Furcht begleitet wird, ist die Ursache einer Erregung, deren Einfluss sich bis zum Herzen erstreckt.“ Heute belegen exakte Messungen, dass Ängste, Sorgen oder Trauer Auswirkungen auf unseren Herzrhythmus haben. Während negative Gefühle ihn geradezu in ein Chaos versetzen können, findet er bei positiven Empfindungen wie Freude oder Geborgenheit eher in die Regelmäßigkeit zurück. Dabei sind wechselnde Phasen von An- und Entspannung ganz normal. Sie gehören zu unserem Leben dazu. Gefährlich wird es, wenn dieses Gleichgewicht aus dem Takt gerät und es zu einer dauerhaften Anspannung und damit Erregung des vegetativen Nervensystems kommt. Der Organismus schüttet Stresshormone aus, die unter anderem die Gefäße verengen. Dadurch steigt der Widerstand und in Folge auch der Druck, mit dem das Blut durch Venen und Arterien des Körpers fließt.
Doch was können wir selbst gegen Dauerstress tun, um zur Senkung des Blutdrucks beizutragen bzw. der Erkrankung vorzubeugen. Im wahrsten Sinne des Wortes unter Druck zu stehen, erscheint heute ja geradezu normal. Ein Termin folgt dem nächsten, Job, Familie und Partnerschaft müssen selbstverständlich unter einen Hut gebracht werden, die Arbeit verdichtet sich zunehmend. Der „Coffee to go“ steht sinnbildlich für unsere auf Leistung und Effizienz getrimmte Gesellschaft, in der selbst das Essen und Trinken nebenbei erledigt werden müssen, um ja keine Zeit zu verlieren. In der Tat kann man an vielen Faktoren, die Stress erzeugen, häufig nichts ändern. „Es geht deshalb darum, den richtigen Umgang mit den täglichen Belastungen zu trainieren und bewusst Entspannungsinseln zu schaffen, die den wichtigen Gegenpol zur Anspannung schaffen“, betont Dr. Krauß, Chefarzt der Klinik
für Psychiarie und Psychotherapie am Marien Hospital in Hombruch. Folgende Tipps
können dabei helfen:
Wechseln Sie die Perspektive
Eine nachgewiesen gute Technik gegen Stress ist der Wechsel in die Vogelperspektive, die allerdings der Übung bedarf. Sie stehen in einer langen Schlange an der Supermarktkasse. Es geht nicht weiter. Stellen Sie sich vor, wie die Situation, in der Sie sich befinden, aus großer Distanz aussieht. So merken Sie schnell, dass Sie die Tatsachen nicht ändern können und die Aufregung nichts besser macht.
Bewegen Sie sich
Nichts hilft besser beim Stressabbau als körperliche Bewegung. Eine halbe Stunde täglich Walken, Joggen oder Schwimmen entspannt nachhaltig und hilft auch bei Schlafproblemen.
Machen Sie, was Ihnen gefällt
Egal ob Freunde treffen, Fußball spielen, Malen, Tanzen oder Singen – tun was man mag, hilft dem Stress ein Ventil zu geben. Planen Sie bewusst solche Entspannungsinseln in Ihren Alltag ein. Auch wenn das Aufraffen manchmal schwerfällt – hinterher fühlt man sich besser.
Zeit für bewusste Entspannung
Autogenes Training, Yoga, Progressive Muskelentspannung, Meditation – es gibt viele wirksame Entspannungstechniken. Probieren Sie aus, welche Methode die richtige für Sie ist – egal ob in der Gruppe oder allein. Regelmäßig üben gehört dazu, damit die Entspannung in Stresssituationen auch funktioniert.
Stress-Ursachen erkennen
Leider lässt sich nicht alles, was uns stresst, so einfach aus der Welt schaffen. Aber es hilft, die Stressfaktoren zu erkennen. Manchmal kann ein klärendes Gespräch dazu beitragen, den Stresspegel an der einen oder anderen Stelle zu senken – zum Beispiel beim täglichen Ärger in der Familie, wenn es um Ordnung und Sauerkeit geht. Man sollte sich auch nicht scheuen, den Rat von Spezialisten wie Paar- oder Familientherapeuten zu suchen.